Ruhe in Frieden; das Begräbnis des 'Ich kann nicht.'
- Ursula Heldstab
- 2. Juni
- 4 Min. Lesezeit

Liebe Leserin, lieber Leser
Wir alle kennen diesen Satz: „Ich kann nicht.“ Er ist schnell gesagt, doch seine Wirkung ist oft tiefgreifend. Besonders bei Kindern hören wir ihn fast täglich. Doch was steckt wirklich dahinter? Ist es reine Unsicherheit, ein Mangel an Vertrauen? Oder vielleicht eine innere Überzeugung, die sich über die Zeit eingeschlichen hat? In meiner heutigen Bloggeschichte nehme ich dich mit in ein Klassenzimmer, in dem genau dieser Satz ein symbolisches Begräbnis erfährt. Es ist eine Geschichte über Loslassen, Ermutigung und die Kraft, an sich selbst zu glauben.
R.I.P. – Rest in Peace (Ruhe in Frieden), „Ich kann nicht.“
Auf den ersten Blick sah Donnas Klassenraum aus wie viele andere, die ich in meinem Leben betreten hatte. Die Schülerinnen und Schüler sassen in fünf Reihen à sechs Tische. Das Lehrerpult stand vorn, direkt gegenüber den Kindern. An der Wand hing eine Tafel, daneben ein grosses Poster mit der Aufschrift: „Gib immer dein Bestes.“ Doch an diesem Morgen lag eine besondere Stimmung in der Luft. Etwas war anders. Donna stand mit einer kleinen, schlichten Holzkiste in der Hand vor der Klasse. Ihre Augen wirkten ernst, aber gleichzeitig warm. Sie wartete einen Moment, bis alle ruhig waren, und sagte dann: „Heute werden wir ein Begräbnis abhalten.“ Verwunderte Blicke flogen durch den Raum. Eine Beerdigung? In der Schule? Donna lächelte sanft und erklärte: „Heute wollen wir uns von etwas verabschieden, das euch oft im Weg steht. Von dem Gedanken ‚Ich kann nicht‘. “Sie verteilte kleine Zettel und bat die Kinder, all die Dinge aufzuschreiben, von denen sie glaubten, dass sie sie nicht können. Es entstand eine fast andächtige Stille. Die Kinder schrieben: „Ich kann nicht Mathe.“ „Ich kann nicht lesen.“ „Ich kann nicht vor anderen sprechen.“ „Ich kann nichts richtig machen.“ Manche schrieben nur einen Satz, andere füllten mehrere Zettel aus. Nacheinander legten alle ihren Zettel in die Kiste. Dann gingen sie gemeinsam hinaus auf den Schulhof. Unter einem Baum hatte Donna ein kleines Loch vorbereitet. Die Kiste wurde darin versenkt. Einige Kinder legten Blumen dazu. Es war tatsächlich eine echte Zeremonie, und Donna hielt eine Grabrede: „Heute begraben wir einen Teil von uns, der uns lange begleitet hat. Wir verabschieden uns von den Stimmen, die uns gesagt haben: ‚Ich kann das nicht. ‘Diese Gedanken haben uns vielleicht geschützt, aber auch begrenzt. Ab heute entscheiden wir uns, etwas anderes zu glauben. Wir glauben an den Mut, es zu versuchen. Wir glauben an das Recht, Fehler zu machen. An die Kraft, durch Übung zu wachsen. Mögen all unsere „Ich kann nicht“-Sätze in Frieden ruhen. Gemeinsam schaufelten die Kinder Erde über die Kiste. Einer der Jungen stellte ein selbstgebasteltes Schild auf.
„R.I.P. – Rest in Peace (Ruhe in Frieden), ‚Ich kann nicht.‘“
Zurück im Klassenzimmer lag eine neue Atmosphäre in der Luft. Es war weder laut noch feierlich, aber dennoch spürbar anders. In den nächsten Tagen begannen die Kinder, sich aus ihrer Zurückhaltung zu lösen. Sie stellten Fragen, probierten Dinge aus und trauten sich, noch einmal von vorne zu beginnen. Nicht alles gelang sofort, aber das war auch nicht mehr der Massstab. Die Kinder hatten etwas Wichtiges gelernt: Wenn der Satz „Ich kann nicht“ begraben ist, darf etwas Neues entstehen – etwas, das wächst, das mutig ist und das erlaubt, unperfekt zu sein.
(Von Chick Moorman, aus dem Buch, ‹Hühnersuppe für die Seele› gekürzte Version)

Die Geschichte von Donna und ihrer Klasse berührt mich jedes Mal aufs Neue. Sie zeigt nicht nur, wie tief die Wirkung unserer Gedanken reichen kann, sondern ist auch ein Spiegel für das, was uns das Leben tagtäglich vor Augen führt. Menschen – ob gross oder klein – tragen alte, einschränkende Sätze in sich, die sie irgendwann einmal geglaubt haben. Nicht, weil sie wahr waren, sondern weil sie sich irgendwann so angefühlt haben.
Ich selbst habe diesen Satz oft geglaubt: „Ich kann nicht.“ Dadurch habe ich unzählige Chancen an mir vorbeiziehen lassen. Doch irgendwann fand ich den Mut, es trotzdem zu versuchen, einfach zu machen. Und jedes Mal, wenn ich den Schritt gewagt habe, war da am Ende dieses Gefühl: Stolz. Freude. Wachstum. Heute weiss ich: Wir können so viel mehr, wenn wir den ersten Schritt wagen, auch wenn dabei Fehler passieren. Denn genau darin liegt unser Lern- und Wachstumsfeld.
Der Satz „Ich kann nicht.“ ist selten eine Tatsachenbeschreibung. Er ist oft Ausdruck von Unsicherheit, Angst vor Bewertung oder der Erfahrung, irgendwann einmal gescheitert zu sein und dafür kritisiert oder abgewertet worden zu sein. Viele dieser Glaubenssätze wurzeln in der Kindheit. Vielleicht haben wir etwas ausprobiert und wurden dabei ausgelacht. Vielleicht haben wir gespürt, dass Fehler nicht willkommen waren. Vielleicht haben wir auch einfach die Erwartungen anderer übernommen, ohne zu bemerken, dass sie nicht zu uns passen. Und so wurde aus einer einzelnen Erfahrung ein innerer Satz, Dieser hat sich wie eine Mauer vor unsere Möglichkeiten gestellt.
Doch das Gute ist: Alles, was wir einmal geglaubt haben, darf hinterfragt und verändert werden. Im Coaching schaffen wir gemeinsam einen Raum, in dem du oder dein Kind diesen inneren Sätzen auf den Grund gehen könnt. Einen Raum, in dem es nicht darum geht, perfekt zu sein, sondern ehrlich. In dem es erlaubt ist, Fragen zu stellen, Zweifel zu haben und neu anzufangen. Ob im Lerncoaching oder Lifecoaching: Ich begleite dich achtsam und mit offenem Herzen dabei, alte Muster zu erkennen und neue Wege zu entdecken. Wenn du spürst, dass der Satz „Ich kann nicht.“ dich oder dein Kind immer wieder bremst, dann lade ich dich von Herzen zu einem kostenlosen Erstgespräch ein. Lass uns gemeinsam hinsehen. Vielleicht ist jetzt der richtige Moment, um etwas Altes loszulassen und Raum für das zu schaffen, was wirklich möglich ist.
📞 Montag, Mittwoch und Freitag, jeweils von 9:00 bis 11:00 Uhr
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Ich freue mich auf dich!
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